Dienstag, 8. November 2022

Fairy Tale von Stephen King - Rezension

Das Leben war nicht immer fair zu Charlie Reade, mit sieben Jahren hat er seine Mutter verloren, sein Vater ist durch dieses Unglück den Alkohol verfallen. Charlie muss früh lernen, Verantwortung zu übernehmen. Als der inzwischen siebzehnjährige Charlie seinem Nachbarn, dem alten einsamen Mr Bowditch, das Leben rettet und beide sich "anfreunden", offenbart der alte Mann Charlie ein gefährliches Geheimnis, dass das Leben des jungen Mannes für immer verändern wird. Charlie begibt sich auf den Weg in eine fremde bösartige Welt, wo mächtige Kreaturen die Einwohner bedrohen und unterdrücken.

Das Stephen King auch Märchen schreiben kann, dürfte jeder Stephen King Fan, der das Buch „Die Augen des Drachen“ gelesen hat, bereits wissen, wobei der „märchenhafte“ Teil erst nach knapp 300 Seiten zum Vorschein kommt. Alles bis dahin ist eine interessante Coming-of-age Geschichte, die mir sehr gut gefallen hat. Den märchenhaften Teil fand ich zeitweise zu vorhersehbar, mir persönlich hat das Besondere gefehlt. Auch die Bösewichte sind mir persönlich zu blass. Der finale Kampf zwischen Gut und Böse ist zu schnell abgehandelt, ich hätte bei dem Umfang des Buches und der Beschreibung der Bösewichten gewünscht, dass der finale Kampf spannungsvoller beschrieben wird.

Gelungen wiederum fand ich die vielen Querverweise zu anderen literarischen Werken wie z.b zu den Gebrüdern Grimm, H.P. Lovecraft oder Alice im Wunderland. Ein weiterer Pluspunkt wäre für mich gewesen, wenn Stephen King einen Verweis gegeben hätte, dass durch diese märchenhafte Welt, die uns bekannten Märchen und Geschichten in unsere Welt gekommen sind. Mit knapp 800 Seiten ist das Werk ziemlich umfangreich, lässt sich aber auf Grund der vielen Kapiteln gut lesen. Jedes Kapitel fängt mit einer ganz knappen Beschreibung an, was den Leser erwartet, so dass man sofort wieder in der Geschichte drinnen ist.

Ich würde gerne noch mehr über die Märchenwelt und ihre Figuren erfahren. Leider bleiben am Ende viele Fragen offen, aber vielleicht entführt uns King nochmal dorthin.

Fazit: Stephen King hat eine neue Welt erschaffen und uns einen leider nur recht kurzen Einblick gewährt. Die Verweise zu anderen Märchen und literarischen Werken peppen die Geschichte enorm auf, da sie stellenweise doch recht langatmig ist. 

4 von 5 Sterne



Montag, 7. November 2022

Buchmesse 2022

Insgesamt 4000 Aussteller aus 95 Ländern präsentierten ihre Neuerscheinungen auf der 74. Buchmesse. Mit mehr als 180.000 Besucherinnen (davon 93.000 Fachbesucher) liegen die Besucherzahlen noch weit hinter den Zahlen von 2021 und 2020. Im Vergleich dazu haben im Jahr 2019 rund 300.000 Menschen die Messe besucht.

Ehrengastland war Spanien. Mir hat der Ehrengastland Pavillon nicht so gut gefallen wie letztes Jahr, dieser wirkte zu steril". Mir persönlich hat dieses Jahr die Magie gefehlt. Auch die Kooperation mit TikTok - #Booktok und der Buchmesse finde ich sehr bedenklich. Es ist zwar richtig und wichtig, jungen Menschen das Thema Bücher näher zu bringen, aber um ein Buch ausführlich zu besprechen, ist es die falsche Plattform. Außerdem finde ich TikTok für junge Menschen generell sehr bedenklich, da dort sehr viel nackte Haut, frauenfeindlicher Content und gefährliche Challenges zu finden sind, die bereits einigen Jugendlichen das Leben gekostet haben.

Ich habe dieses Jahr wieder sehr nette Menschen getroffen (leider nicht alle, die ich sehen wollte), habe gute Gespräche geführt und ein paar neue Bücher gekauft.

Tschüss FBM22
 
Gastland 2023: Slowenien

Gastland:2024 Italien



Montag, 24. Oktober 2022

Tag der Bibliotheken - Kloster Wiblingen

Jedes Jahr seit 1995 wird am 24. Oktober der "Tag der Bibliotheken" gefeiert.
In Deutschland gibt es über 9.000 Bibliotheken!
Hier der prunkvollen Bibliothekssaal von Kloster Wiblingen: Ein Tempel des Wissens, der einst 15.000 Bände und kostbare Handschriften bewahrte.
Ab November öffnet die Bibliothek am Wochenende und an Feiertagen von 13.00 bis 17.00 Uhr. 


Bildrechteinhaber: Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg






In 80 Büchern um die Welt - Rezensionsexemplar

Das Buch „In 80 Büchern um die Welt“ nimmt uns mit auf verschiedenste literarische Reisen: Von „Don Quijote“, Jules Verne über „Schiffbruch mit Tiger“ oder "Moby Dick", aber auch "Dracula" und Mary Shelleys "Frankenstein" kommen vor. Karten, Zeichnungen oder auch Illustrationen runden dieses wundervolle Buch ab und verleihen diesem Werk eine hochwertige Note. Gegliedert ist das Buch in zeitliche Abschnitte, angefangen mit "Expeditionen und Reisen", weiter mit dem „Zeitalter des Reisens“, bis hin zur „Postmoderne“ und in die Gegenwart. Dem Thema Reisen und Verreisen in Büchern habe ich bis jetzt kaum Beachtung geschenkt. Reisen war für mich immer ein Mittel von Autoren, die Geschichten voranzutreiben, das Buch „In 80 Büchern um die Welt“ hat mir gezeigt, das Reisen beim Lesen in einem anderen Licht zu sehen.


Was mich vielleicht etwas „enttäuscht“ hat, ist die Tatsache, dass die Inhaltsangabe von einzelnen Büchern nicht spoilerfrei ist und die komplette Handlung teils wiedergegeben wird. Wenn man sich dessen aber bewusst ist, kann das Buch ein wunderbares Nachschlagewerk sein. Ich persönlich konnte meiner Leseliste/ Bucket Leseliste einige Bücher hinzufügen. Erwähnenswert ist auch, dass mehrere Autoren an diesem Werk mitgewirkt haben.

Fazit: Wer gerne reist, Bücher liebt und seinen Horizont erweitern möchte, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Begeben wir uns also auf die Spuren von Jules Vernes Doktor Schiwago oder vieler weiterer toller Geschichten.



Tomatidin von Michael J. Scheidle - Rezensionsexemplar

Der ehemalige Rechtsanwalt Otto Meisner soll für Silke Sternheimer herausfinden, ob ihr Mann sie betrügt. Als dieser jedoch bei einer einfachen Befragung tot zusammenbricht, löst sich Meisners Auftrag in Luft auf. Doch seine Instinkte sind geweckt und er ermittelt auf eigene Faust und entdeckt Parallelen zu einem alten Mandanten. Kommissarin Rita Schmölz arbeitet ebenfalls an dem Fall, wird aber durch ihren „unfähigen“ Mitarbeiter regelrecht „ausgebremst“.

"Tomatidin" ist der erste Roman von Michael J. Scheidle. Ansiedeln würde ich dieses Buch statt im Bereich Krimi eher im Genre Cosy-Crime, dies war mir beim Lesen nicht bewusst und obwohl ich was anderes erwartet habe, wurde ich gut unterhalten. Das Buch lässt sich flüssig lesen und ist mit seinen 180 Seiten ideal für einen verregneten Sonntag Nachmittag. Viele Szenen sind überspitzt dargestellt, insbesondere die mit Jan Trupp, was mich beim Lesen an zwei Stellen doch etwas gestört hat. Die Thematik ist sehr interessant und man hätte mehr draus machen können (was ich auch von einem Krimi erwartet hätte) aber als Cosy-Crime für die leichte Unterhaltung ist die Länge und Tiefe der Geschichte völlig ausreichend.
Mit war nicht bewusst, dass Tomaten einen „giftigen“ Stoff (Tomatidin) erhalten und das dieser einen Menschen umbringen kann.
Fazit: ein gelungener Debütroman mit kleinen Schwächen, über die man hinwegsehen kann.
Ich hoffe, dass wir mehr vom Autor Michael J. Scheidle und seinen Romanhelden Otto Meisner lesen werden.

3,5 Sterne




Mittwoch, 12. Oktober 2022

Der betrunkene Berg von Heinrich Steinfest - Rezension

Willkommen in der höchsten Buchhandlung der Welt, auf einem Berg in 1765 Meter Höhe. Katharina betreibt dort die Buchhandlung „Bücherberg“, als Anbau zu einer Schutzhütte. In den dunklen Monaten ruht hier oben das Leben weitestgehend, doch diese Ruhe wird plötzlich gestört, als Katharina plötzlich einen Mann draußen im Schnee findet. Halb erfroren rettet sie ihm das Leben, indem sie den Unbekannten mit in ihre Hütte nimmt. Der Gerettete leidet unter Amnesie und kann sich an nichts erinnern.

Wer ist dieser unbekannte Mann und was hat er auf dem Berg zu suchen ?

Heinrich Steinfest schafft es, eine bedrückende Atmosphäre zu schaffen, die Gefahr ist nicht greifbar und doch merkt der Leser schnell, das irgendwas passieren muss. Im Laufe der Geschichte lernen wir nicht nur etwas über Katharina, sondern auch über „Robert“. Beide haben Schuld auf sich geladen und beide waren oder sind vor etwas auf der Flucht. Beide verbringen die gemeinsamen Abende mit dem Vorlesen eines Buches, das sich mit der Erstbesteigung des Berges beschäftigt und auch hier versucht jemand vor etwas wegzulaufen. Der Leser bekommt quasi 2 Geschichten in einem Buch präsentiert. Der Berg und die Laune des Wetters bestimmen nun den Alltag der beiden. Das Buch lässt sich flüssig lesen und ist mit seinen 224 Seiten nicht besonders dick. Das Ende kam für mich viel zu schnell, dabei hätte man die Geschichte weiter fortführen können.

Fazit: Ein tolles Buch, perfekt für die kalte Jahreszeit. Vor seinen Sünden und dem Schicksal kann man nicht davon laufen, am Ende holen uns unsere Taten ein.

4 von 5 Sterne



Dienstag, 11. Oktober 2022

Turbulenzen von David Szalay - Rezension

Eine turbulente Reise um die Welt. Zwölf Menschen begegnen sich flüchtig und alle haben etwas gemeinsam, ihr Leben ist im Umbruch und voller Turbulenzen. Sei es die Frau, die ihren krebskranken Sohn in London besucht, ein Frachtpilot, der Zeuge eines tödlichen Unfalls wird. Wie durch ein Flugzeugfenster bekommen wir als Leser einen recht kurzen Einblick in das Leben der Protagonisten. Mir hat das Buch gut gefallen, ich hätte bei einigen Geschichten gerne gewusst, wie es weitergeht und hier liegt auch der Reiz. Der Autor David Szalay beschreibt die einzelnen Schicksale sehr tiefsinnig, beim Lesen sind mir die vielen Figuren sofort ans Herz gewachsen und doch lässt der Autor die einzelne Enden offen und uns Leser oft neugierig zurück.


Das Buch lässt sich prima lesen und ist mit 136 Seiten die ideale Lektüre für zwischendurch.

Fazit: Kennt ihr so Menschen, die in der Bahn so laut telefonieren, dass man jedes Wort mitbekommt und wir für die Dauer der Fahrt Einblick in deren Leben bekommen, das Buch ist ähnlich nur mit wesentlich mehr Tiefgang.

4 von 5 Flugzeuge



Montag, 10. Oktober 2022

Dein Land in Schutt und Asche von Georg Adamah - Rezensionsexemplar

Deutschland im Jahr 2025, die gesellschaftliche Ordnung bricht zusammen. Gewaltbereite Reichsbürger und regierungstreue Kräfte liefern sich blutige Kämpfe, aber auch Russen, Chinesen und Amerikaner mischen um die Vorherrschaft in Deutschland und Europa mit. Als Ismael van Weyden in seiner Heimatstadt nicht mehr sicher ist, muss er Hals über Kopf seine Heimatstadt verlassen und ins weit entfernt Nordafrika flüchten. Auf seiner Flucht schließt er sich einer Gruppe kampferprobter Gestalten an und legt sein Schicksal deren Hände.

Der Autor Georg Adamah hat mit seinem Buch „Dein Land in Schutt und Asche“ eine düstere und leider eine brandaktuelle Zukunftsvision für unser Land erschaffen.

Auch wenn dies nicht der ursprüngliche Plan des Autors war, wie wir im Nachwort lesen können. Das Buch lässt sich flüssig lesen, der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit gelingt hier sehr gut. Gerne hätte ich mehr über die politischen Hintergründe und die Ursachen des Bürgerkriegs erfahren. Was mich ebenfalls etwas gestört hat, waren die „mystischen“ Elemente, diese hat die wunderbare Geschichte nicht nötig. Das Buch beschreibt genau, was es bedeutet, sein Land verlassen zu müssen: Von heute auf morgen alles zu verlieren und in ein fremdes unbekanntes Land zu flüchten. Einige Szenen sind sehr grausam beschrieben, passen aber genau deswegen zu dem Setting, welches in einem Kriegsgebiet spielt.

Fazit: Mehr Hintergrundinfos und weniger „Magie“ hätte mir persönlich besser gefallen, dennoch ist das Buch sehr spannend geschrieben. Am Ende muss sich jeder die Frage stellen: Wie hätte ich reagiert?

3,5 von 5 Sterne



Montag, 26. September 2022

Dracula von Bram Stoker - Meinung

Jonathan Harker ist ein junger Londoner Rechtsanwalt. Dieser soll auf Wunsch eines Grafen nach Siebenbürgen reisen, da dieser in London ein Haus erworben hat und nun seinen 'Umzug' nach London und die dazugehörigen Formalitäten klären lassen will. Auf seiner Reise zur Burg des rätselhaften Grafen Dracula kommt der junge Anwalt mit ein paar Bewohnern der Region in Kontakt, die alle recht besorgt sind. Eine Dame schenkt Harker sogar einen Rosenkranz. Angekommen auf der Burg, bemerkt er schnell, dass etwas nicht stimmt, doch für eine Rückkehr ist es längst zu spät und der Horror nimmt seinen Lauf.

Das Buch hat keinen „Erzähler", als Leser erfahren wir die Geschichte anhand von Telegrammen, Briefen, Tagebucheintragungen und Zeitungsartikeln. Dies macht die Geschichte äußerst greifbar, fast sogar ein wenig real. Wer Dracula lesen will, sollte zu einer möglichst originalgetreuen Übersetzung greifen, da der Charme der „alten“ Sprache dazu beiträgt, dass dieses Buch der Klassiker wurde, der er ist.

Die Figur des Dracula hat angeblich ein historisches Vorbild, Vlad III. Drăculea soll Bram Stoker inspiriert haben. Vlad war kein einfacher Zeitgenosse. Das Foltern und Töten seiner Feinde soll ihm ein sadistisches Vergnügen bereitet haben. Besonders das Pfählen war eine seiner bevorzugten Tötungsmethoden. Ob von hier auch die Idee kommt, Vampire ein Pfahl durch das Herz zu treiben ?





Donnerstag, 22. September 2022

Die heile Bookstagram Welt

Willkommen im Bookstagram Paradies! Hier haben wir uns alle lieb und sind alle gleich, große Accounts, kleine Accounts, Buchblogger, Bookstagramer, Witzbolde, Verlagsautoren und Selfpublisher. Deine Followerzahl völlig egal, wir sind eine große Familie, aber du musst eine Regel beachten: Niemand hat das Recht diesen heiligen Ort mit Kritik zu beschmutzen, niemand und ich meine niemand hat das Recht diesen Ort zu entweihen. Kritik ist unerwünscht. Wagst du dennoch Kritik zu äußern, kommt die Bookstagram Polizei. Bookstagram ein Ort der Glückseligkeit?

Nein! Ein Ort, wo Kritik nicht erwünscht ist, wo man für seine kritische Haltung an einem virtuellen Pranger gestellt wird, ist alles andere als das Paradies, es ist die Hölle! Ein Buch, was wirklich jeder mag, musst auch du mögen, wenn nicht wird deine Intelligenz und deine Daseinsberechtigung auf dieser Plattform in Frage gestellt. Doch auch die heillgen großen Accounts darf man nicht kritisieren, sie müssen ja alles richtig machen, weil sonst hätten sie nicht so viele Follower. Teilweise nimmt diese Art der Followerschaft gottesähnliche Ausmaße an. Wenn der heilige große Account sagt, ein Buch ist gut und man muss es gelesen haben, dann muss man es auch lesen. Wenn der große Account zu einer Challenge aufruft, dann hast du gefälligst mitzumachen und vergesse nicht meine heiligen Worte in deiner Story zu teilen, auf das mein Glanz weitere Nutzer erreicht.
Sind also alle auf Bookstagram gleich? Nein, liest du kein Mainstream, hast du es nicht leicht, gehörst du der falschen oder keiner Bubble an, dann hast du Pech. Und wenn du dich kritisch äußerst, pass auf, dass die Bookstagram Polizei dich nicht erwischt.
Befreit euch! Buchblogger dieser Welt vereinigt euch (sorry für die kommunistisch angehauchte Sprache) Seid kritisch, steht zu eurer Meinung, steht dafür ein, verteidigt sie und lasst euch niemals unterkriegen, lest was ihr wirklich wollt. Glaubt nicht alles was ihr auf Bookstagram seht und wenn doch mal eine Diskussion zu heftig wird, denkt dran: Bookstagram ist eine Scheinwelt mit ein paar Göttern, die sich oft zu wichtig nehmen.

Freitag, 16. September 2022

Ist Social Media zu klein für Literatur?

Alles muss immer schneller werden, ausführliche Buchbesprechungen finden gar nicht mehr statt. Was früher der Feuilleton Teil der Tageszeitung war, ist heute der Social Media Account. Begrenzt auf 2.200 Zeichen sollen wir über ein Buch schreiben, unsere Gedanken den Lesern mitteilen, Werke, die tiefgründig sind, werden komprimiert auf wenige Zeichen. Dieses Problem betrifft Klassiker ebenso wie Gegenwartsliteratur. Stephen King, der gerne ausführlich schreibt, bekommt im besten Fall nur 2.200 Zeichen, dabei sind seine Werke oft gesellschaftskritisch und ausführlich. Buchkritiken brauchen Platz, doch in einer Zeit, in der Zeit immer kostbarer wird, kommt es auf den Inhalt gar nicht mehr an. Bücher werden in die Kamera gehalten, es wird ein Foto gemacht, der Klappentext runtergeschrieben, zwei Sätze zur eigenen Meinung, das wars, die Zukunft sieht aber nicht besser aus, kurze Videos sollen den Inhalt gar nicht mehr präsentieren, es wird gezeigt, dass man Bücher besitzt am besten noch irgendwie "lustig" verpackt das wars. 5 Videos weiter wissen wir gar nicht mehr welches Buch präsentiert wurde. Wir Social Media Nutzer wollen immer und immer mehr konsumieren, da noch ein Reel, da noch ein Short, da noch ein TikTok Video, Hauptsache schnelle Unterhaltung, der Inhalt ist fast egal, das nächste Video wartet schon. Wir sind gefangen in unserem eigenen Nutzungsverhalten.
Einer der Auswege aus der Misere können Podcast oder Booktube sein, doch nicht jeder traut sich vor die Kamera oder vors Mikro und die Konsumenten brauchen Zeit die Folgen zu hören (was man prima nebenbei machen kann). Ein weiterer Ausweg wären die guten alten, in Vergessenheit geratenen Blogs. Hier ist die Anzahl der Zeichen völlig egal, hier kann man näher auf ein Werk eingehen und schreiben, was die Tastatur hergibt.

Ich hoffe auf einer Zeit, in der der Inhalt wieder mehr zählt als schnelle Unterhaltung. Ja Social Media ist in meinen Augen zu klein für Literatur.

Donnerstag, 15. September 2022

Zähne putzen, Pipi machen / Wieso? Weshalb? Warum? Junior Bd.52 von Frauke Nahrgang - Meinung

Die Kinder-Sachbuchreihe "Wieso? Weshalb? Warum? junior" beantwortet die wichtigsten Fragen unserer Kinder leicht und verständlich. Im bereits 52. Band der Reihe geht es nicht nur um das Thema Zähne putzen und Pipi machen, sondern auch um das Thema Körperpflege im Allgemeinen. Die Abbildungen sind liebevoll und detailreich, kleine Klappen (ideal für große und kleine Hände) laden Kinder dazu ein, das Badezimmer zu erkunden und so manches Geheimnis zu endecken. Das Buch besteht aus einer robusten Spiralbindung.


Altersempfehlung laut Verlag: 2 bis 4 Jahre



Mittwoch, 14. September 2022

Der Ring des Nibelungen von Richard Wagner - Hörspiel Teil 4 Götterdämmerung – Meinung

Der Drache Fafner sei tot, Wotan hat einen Großteil seiner Macht eingebüßt. Die Welt hat sich weitergedreht. Siegfried der strahlende Held macht sich auf zu neuen Abenteuern, als Zeichen seiner Liebe und Treue lässt er den legendären Ring bei seiner Liebsten Brünnhilde.

Bei seiner Reise kommt Siegfried an den Hof der Gibichungen, nichts ahnend, dass er sich dort in großer Gefahr begibt, denn mächtige Feinde wollen ihm an den Kragen und ein alter Bekannter will „seinen“ Ring zurück. Doch auch Brünnhilde muss weitreichende Entscheidungen treffen.

„Götterdämmerung“ ist der vierte und letzte Teil der Hörspielreihe, "Der Ring des Nibelungen" von Richard Wagner, herausgegeben vom Rundfunk Berlin-Brandenburg. Wie bereits in den Teilen zuvor, schaffen es die Sprecher an der richtigen Stelle Spannung zu erzeugen. Die Sprecher sind authentisch und passen zu ihren Rollen, wobei ich  (wie bereits im Teil davor) die Stimme von Siegfried nicht passend finde und mir eine andere gewünscht hätte.

Die musikalische Untermalung kommt leider erneut etwas zu kurz, aber der Teil fügt sich ebenfalls perfekt in diese wunderbare Hörspiel-Reihe ein.

Fazit: Wagners berühmte Oper findet hier eine gelungene Neuinterpretation und einen gelungenen Abschluss. Die Teile lassen sich wunderbar voneinander unabhängig hören. 


Der Ring des Nibelungen von Richard Wagner - Hörspiel Teil 4 Götterdämmerung – Meinung


Dienstag, 13. September 2022

Schlafen gehen von Kathrin Lena Orso und Jens Ohrenblicker - Meinung

Für gute Laune am Abend sorgt dieses wunderschön gestaltete Buch vom Ravensburger Verlag. In lustiger Reimform wird das Zubettgehen der einzelnen Tiere beschrieben, wie z.b. sich der Löwe Lockenwickler in die Haare dreht, ein Bär so laut schnacht, dass seine Nachbarn nicht schlafen können oder der niedliche Koala, der noch im Schlaf weiter isst und schmatzt. 

Die Illustratorin Sonja Bougaeva hat wunderschöne und passende Illustrationen für die Reime entwickelt und macht das Buch somit zur perfekten Zubettgeh-Lektüre für kleine Kinder, an dem auch Eltern ihre Freude haben.

Altersempfehlung laut Verlag: ab 2 Jahre




Montag, 12. September 2022

Der Würfler von Luke Rhinehart - Rezension

Luke Rhinehart ist ein erfolgreicher Psychoanalytiker, sein Leben langweilt ihn bis er eines Tages einen Würfel bei sich entdeckt. Von nun an lässt er bei allem, was er tut den Würfel entscheiden und entdeckt so die vielen Facetten seiner Persönlichkeit und die dunkelsten Ecken seiner Seele. Sein neuestes Motto heißt: „Würfeln heißt glauben“.

Das Buch „ Der Würfler“ erzählt in der Ich-Perspektive, die Geschichte von Luke Rhinehart. Luke lässt anfangs nur Dinge seines Alltags erwürfeln  z.b die Behandlungsformen seiner Patienten, Kindererziehung oder auch in welche Stellung er und seine Frau Sex haben. Ich finde die Theorie, einen Würfel für sich entscheiden zu lassen ziemlich faszinierend und das ist beim Lesen des Buches auch wichtig, man muss offen sein für Neues, um in die Geschichte einzutauchen. Das Buch lässt sich mehr oder weniger flüssig lesen, was aber bei der komplexen Thematik völlig in Ordnung ist. Luke Rhinehart entwickelt die Theorie, dass jeder Mensch eine Art "multiple Persönlichkeit" besitzt und auch das Buch lässt sich nicht einfach in ein Genre einordnen. Die Story kritisiert unsere Gesellschaft und sprengt sämtliche gesellschaftliche Normen auf. Auch der den Beruf der Psychoanalytiker und Psychologen kommt hier nicht gut weg.

Als Leser bekommen wir den „Zerfall“ von Lukes Persönlichkeit hautnah mit. Ein negativer Punkt wäre vielleicht, dass die Geschichte stellenweise doch zu lang gezogen wirkt.

Eigentlich bin ich kein großer Freund von Trigger Warnungen, aber dieses Buch sollte mit Vorsicht genossen werden. Ich habe es mal getestet bei Entscheidungen den Würfel zu befragen und es war/ist eine sehr interessante Erfahrung.
 
Fazit:  Wer Lust auf ein Buch hat, welches nicht alltäglich ist, oder einfach Lust auf ein Experiment hat, ist hier genau richtig.

Sterne erwürfelt: 1

Persönliche Meinung: 4,9 von 5 Sterne

Vielleicht kann ja bei der Wahl des nächsten Buches der Würfel helfen. Wer würde sich trauen, Entscheidungen zu er würfeln, wenn mehrere Möglichkeiten zur Auswahl stehen.