Samstag, 23. März 2024

Die Geschichte der Welt in Büchern von Irene Vallejo - Vorstellung

Irene Vallejo entführt uns in ihrem Buch Papyrus: Die Geschichte der Welt in Büchern“ auf eine faszinierende Reise durch die Entwicklung des geschriebenen Wortes. Von der Bibliothek von Alexandria über das Römischen Reich bis in unsere Zeit: Dabei begegnen wir rebellischen, nicht nur gewieften Buchhändlern, sondern auch unermüdlichen Geschichtenerzählern, die sich der Welt der Bücher verschrieben haben.

Der Schreibstil ist flüssig und verständlich, selbst für interessierte Laien. Der Leser verliert sich nicht in langatmigen Passagen. Dennoch sind die einzelnen Kapitel für meinen Geschmack etwas zu ausführlich in ihrer Informationsdichte. Schaubilder oder Übersichtskarten hätten den Text aufgelockert und zum Verständnis beigetragen. Wer tiefer in die Materie eintauchen will, im Anhang des Buches befindet sich ein Quellenverzeichnis, weiterführende Literatur und ein Personenregister.
Besonders beeindruckend ist die intensive Recherche der Autorin und ihre leidenschaftliche Begeisterung für das Thema. An vielen Stellen wird Vallejo persönlich, was das Buch von einem reinen Sachbuch abhebt – eine unerwartete, aber willkommene Wendung.

Wer „Papyrus“ von vorne bis hinten liest, sollte Zeit mitbringen. Da Buch ist voller Informationen, kein Werk, was man so nebenbei lesen kann.



Freitag, 22. März 2024

Der Kurier des Zaren von Jules Verne - Vorstellung

In der Ära von Zar Alexander II. entfaltet sich eine dramatische Szene im russischen Zarenreich. Irkutsk, die pulsierende Hauptstadt Ostsibiriens, ist von der Außenwelt abgeschnitten, und der dort residierende Großfürst, ein Bruder des Zaren, ist in der Gefahr, unwissend in die Fänge des Verräters Ogareff zu geraten. Ein dringendes Telegramm muss nach Sibirien gesendet werden, und die Verantwortung liegt auf den Schultern des jungen Offiziers Michael Strogoff.

Seine Reise beginnt in Moskau und führt ihn quer durch das weitläufige Reich bis nach Irkutsk in Sibirien. Es ist eine Reise voller Abenteuer, die ihn tief in die Weiten des russischen Zarenreichs führt und ihn zahlreichen Intrigen und Gefahren aussetzt.

Diese Erzählung ist ein lebendiges Porträt von Entschlossenheit und Mut,
sowie eine Hommage an den menschlichen Geist und die Fähigkeit, selbst unter den härtesten Bedingungen zu überleben. Als Leser erfahren wir viel über die russische Seele sowie über die Weite Sibiriens. Als Leser tauchen wir direkt in die Geschichte und den Spannungsbogen ein. Jules Verne schafft es, die aufgebaute Spannung bis zum Ende hin auf einem hohen Niveau zu halten.

Es ist eine Geschichte, die den Leser auf jeden Fall fesselt und ihn dazu bringt, die Grenzen seiner eigenen Entschlossenheit zu hinterfragen, einzig das Ende wurde für mich zu schnell abgearbeitet.

Fazit: Jules Verne in Bestform. Für mich eins seiner besten Werke.

Samstag, 9. März 2024

Aufzeichnungen eines Serienmörders von Kim Young-has - Vorstellung

In Kim Young-has Buch “Aufzeichnungen eines Serienmörders” entfaltet sich auf knapp 150 Seiten ein fesselnder Spannungsbogen, der seinesgleichen sucht. Die Geschichte folgt dem pensionierten Tierarzt Byongsu Kim, der unauffällig am Rande einer südkoreanischen Großstadt lebt. Seine Tage verbringt er mit dem Lesen von Klassikern, dem Verfassen von Gedichten und dem Spazierengehen durch seinen Bambushain. Doch hinter dieser scheinbar idyllischen Kulisse verbirgt sich ein düsteres Geheimnis: Kim ist ein Serienmörder, der bereits Dutzende Menschenleben auf dem Gewissen hat.

Die Diagnose Alzheimer verändert alles. Während seine Erinnerungen langsam verblassen, plant der alte Mann einen letzten Mord, um seine “Adoptivtochter” Unhi vor einem gefährlichen Killer zu schützen. Der Leser begleitet Byongsu Kim auf diesem beklemmenden Weg, während die Welt um ihn herum, immer mehr zu zerfallen scheint. Jeder Satz und jedes Wort in Young-has Buch sitzt perfekt und zieht den Leser tief in die Geschichte hinein, so dass wir selber nicht wissen, was wahr ist und was nicht.

Die besten Bücher sind diejenigen, die uns auch nach dem Zuklappen nicht loslassen – und “Aufzeichnungen eines Serienmörders” gehört definitiv dazu.

5 von 5 Sterne



Freitag, 8. März 2024

Der Revolver von Fuminori Nakamura - Rezension

In “Der Revolver” des japanischen Schriftstellers Fuminori Nakamura entfaltet sich eine faszinierende Geschichte aus einer denkbar einfachen Ausgangssituation: Ein Student entdeckt an einem regnerischen Tag in Tokio unter einer Brücke eine Leiche. Neben dem Toten liegt ein Revolver, den der junge Mann ohne zu zögern einsteckt. Diese scheinbar banale Handlung verändert alles für ihn. Plötzlich ist er gut gelaunt, voller Energie und genießt das Wissen um die Waffe und ihre Möglichkeiten. Sein innerer Monolog verdeutlicht seine Entschlossenheit: „Eines Tages würde ich den Revolver benutzen. Daran zweifelte ich keine Sekunde mehr.“

Der Protagonist, der Student Nishikawa, kann sich der Faszination für den Lawman MK III 357 Magnum CTG nicht entziehen. Er reinigt die Waffe, versteckt sie in seiner Wohnung und freut sich darauf, zu ihr zurückzukehren und sie zu betrachten. Die Beschreibung, wie er den Revolver immer wieder poliert und Seidentücher verwendet, um ihre Schönheit hervorzuheben, verleiht dem Objekt fast eine erotische Aura. Selbst die Frage, ob er nun Sex mit einem Mädchen haben oder lieber zu seinem Revolver zurückkehren sollte, verdeutlicht seine Obsession.

Doch die äußere Welt dringt in Nishikawas Leben ein: Durch den Revolver ist ein Mensch gestorben, und die Polizei vermutet einen Yakuza-Mord. Obwohl keine Waffe am Fundort der Leiche gefunden wurde, gerät Nishikawa ins Visier der Ermittler. Der Besitz des Revolvers bedeutet, dass jeder Tag von der Möglichkeit seines Gebrauchs aufgeladen ist, bis der richtige Zeitpunkt gekommen sein würde, um abzudrücken. Früh fantasiert Nishikawa über den Einsatz der Waffe – zunächst in alltäglichen Situationen, später malt er sich aus, wie er eine Frau erschießt.

Am Ende bleibt die zentrale Frage: Kann eine Waffe einen Menschen zum Mörder machen?




Donnerstag, 7. März 2024

Dark Horse. Der Außenseiter. Ein Orphan X Thriller von Gregg Hurwitz - Rzension

Evan Smoak, bekannt als der “Nowhere Man” und ehemaliger Auftragskiller - Codename: Orphan X - ist eine Figur mit vielen Facetten und einer komplexen Vergangenheit. Seine Welt ist in zwei Lager geteilt: diejenigen, die seine Hilfe verdienen, und diejenigen, die eine besondere Form von Gerechtigkeit für sich beanspruchen. Er ist derjenige, den man unbedingt an seiner Seite haben möchte, wenn die Situation eskaliert. Dies macht ihn zur idealen Wahl für einen verzweifelten Vater, dessen Teenagertochter Anjelina von einem brutalen Verbrecherkartell entführt und über die Grenze nach Mexiko verschleppt wurde.


Schnell erkennt Evan, dass die Vergangenheit seines potenziellen Klienten Aragon Urrea ebenso trüb, düster und gefährlich ist wie seine eigene. Trotz seines Reichtums und seiner Macht ist Urrea völlig hilflos. Wenn Evan nun alles aufs Spiel setzt, um Anjelina zu retten, muss er entscheiden, ob er im Namen dieses Mannes handeln kann - ein Mann, der zwar oft aus guten Gründen, dennoch schlechte Dinge tut.

Selbst wenn er in die uneinnehmbare Festung eines schwer bewaffneten, zutiefst paranoiden Kartellführers eindringen könnte, gibt es keine Garantie für einen Erfolg.

Dieser Band hat mir besser gefallen als sein Vorgänger. Es ist faszinierend, wie Evan stets versucht, seine Umgebung zu kontrollieren und mit militärischer Präzision vorzugehen, aber in zwischenmenschlichen Beziehungen scheitert und oft hilflos ist. Teile der Geschichte sind natürlich übertrieben, aber das gehört für mich zu einem actiongeladenen Thriller dazu. Es wäre jedoch erfrischend, wenn bestimmte technische Hacks nicht so einfach vonstatten gehen würden.

Fazit: Wenn man über die Rechtschreibfehler und die fehlenden Absätze in den Dialogen hinwegsieht, erhält man einen spannenden Agententhriller mit einem (un)perfekten Nowhere Man.



Mittwoch, 6. März 2024

Keraban der Starrkopf von Jules Verne - Vorstellung

 “Keraban der Starrkopf”, ein literarisches Werk des renommierten französischen Schriftstellers Jules Verne, erblickte erstmals 1883 das Licht der Welt in der französischen Originalausgabe.

Die Erzählung entführt uns in das Leben des niederländischen Tabakhändlers Jan Van Mitten, der nach einem Ehestreit seine Heimat Rotterdam verlässt und in Konstantinopel Zuflucht bei seinem Freund und Geschäftspartner Keraban sucht. Eine geplante Überquerung des Bosporus mit Kerabans Diener Nizib wird durch die Ankündigung eines Offiziers unterbrochen, der eine geringe Steuer für die Überfahrt mit dem Boot einführt. Keraban, bekannt für seinen unerschütterlichen Starrsinn, lehnt es ab, diese Steuer zu entrichten. In einem Akt des Trotzes entscheidet er sich dafür, das Schwarze Meer in seiner Kutsche zu umrunden, um in seiner Villa zu speisen.

Dieser Roman ist reich an Handlung und überraschenden Wendungen. Besonders hervorzuheben ist der Charakter Keraban, dessen Starrsinn die Handlung vorantreibt und seinen Prinzipien der gesamten Geschichte über treu bleibt.

“Keraban der Starrkopf" ist eine faszinierende Erzählung über das Gebiet und den Menschen rund um das Schwarze Meer im späten 19. Jahrhundert.

Ein Sturkopf auf Reisen.

Donnerstag, 22. Februar 2024

Die Verschwörung der Krähen von Markus Gasser - Hörbuch

In “Die Verschwörung der Krähen” entführt uns der Autor Markus Gasser ins London des 17. Jahrhunderts. Eine düstere, von politischen Intrigen und religiösen Spannungen geprägte Welt, in welcher der Schriftsteller Daniel Defoe als “Dissenter” zu den Ausgegrenzten gehört. Die Herrschaft von Queen Anne Stuart ist diktatorisch, und Defoe gerät durch seine kritischen Schriften und Flugblätter immer wieder ins Visier der Obrigkeit.

Gasser erzählt die Geschichte Defoes auf verschiedenen Zeitebenen. Neben dem intriganten Königshof und dem berüchtigten Gefängnis “Newgate” spielt auch die düstere Londoner Unterwelt eine zentrale Rolle im Roman.

Doch wie bewerte ich dieses Werk? Ehrlich gesagt, es war für mich ein anspruchsvolles Buch. Die Handlung wirkte mitunter sprunghaft, leider konnte mich der Sprecher Omid-Paul Eftekhari nicht vollends fesseln. (Ich hätte mir die einzigartige Sprechweise und Sprache von Herrn Gasser gewünscht.)

Die Spannung blieb für mich leider aus, was bei einem “historischen Abenteuerroman” eigentlich anders sein sollte. Teile des Buches empfand ich als zäh, und das Weiterhören erforderte Anstrengung. Dabei bietet der historische Hintergrund durchaus interessante Erzählansätze. Dennoch gelingt es Gasser nicht, eine stringente Geschichte zu weben. Die einzelnen Episoden fügen sich nicht nahtlos zusammen, und ich hatte den Eindruck, dass eine weniger komplexe Erzählweise genauso effektiv gewesen wäre.

Dennoch fand ich es bemerkenswert, wie Gasser die persönliche Figur Defoes aufgreift und die Lücken in seiner Biografie fantasievoll ergänzt. Hier liegt eine der Stärken des Romans – die kreative Verknüpfung von Fakten und Fiktion.



Mittwoch, 21. Februar 2024

Bibliomanie von Gustave Flaubert - Vorstellung

“Bibliomanie” ist ein Werk des berühmten französischen Autors Gustave Flaubert. Es erzählt die Geschichte des Buchhändlers und Antiquars Giacomo, der zurückgezogen in einer stillen Gasse in Barcelona lebt. Seine Liebe gilt allein den Büchern. Er berauscht sich am Geruch ihres Papiers, dem Einband, der Vergoldung der Letter und der Druckerschwärze. Sein Traum ist der Aufbau einer eigenen Bibliothek und das obwohl Giacomo Analphabet ist.

Bei dem Erwerb bibliophiler Schätze steht ihm allerdings sein Rivale Baptisto im Weg, ebenfalls ein Buchhändler. Allmählich steigert sich Giacomos Leidenschaft zum verbrecherischen Wahn. Das Buch ist farbintensiv und ausdrucksvoll in Szene gesetzt vom Illustrator Burkhard Neie.

Es ist bemerkenswert, dass Flaubert dieses tiefsinnige und eindringliche Werk im Alter von nur 15 Jahren geschaffen hat.

Das Buch besteht aus "nur" 68 Seiten und doch vermittelt uns die Geschichte so viel.



Dienstag, 20. Februar 2024

Die Lust am Buch von Michael Hagner - Vorstellung

"Die Lust am Buch" von Michael Hagner ist mehr als nur ein Buch - es ist ein leidenschaftlicher Appell an die unverzichtbare Bedeutung des Buches in unserer zunehmend digitalisierten Welt. Es ist eine Sammlung von Liebesbriefen an das physische Buch, gepaart mit Kritik an aktuelle Missstände. In kompakter Form treffen Mikroessays, Lesebilder, Freuden- und Warnschilder, Buchgeschichten und Anekdoten aufeinander, die alle die Freude am Buch und seine Rolle auf unseren individuellen Lebenspfaden hervorheben. Es ist ein Buch der Freude, bestehend aus Miniaturen in willkürlicher Reihenfolge - ähnlich den Büchern einer imaginären Bibliothek.

Fazit: Der Autor beschreibt in Stichworten gegliederten Texte seine Liebe zum gedruckten Werk



Sonntag, 18. Februar 2024

Die Abenteuer des Huckleberry Finn von Mark Twain - Meinung

“Die Abenteuer des Huckleberry Finn” ist der erfolgreichste Roman von Mark Twain und gilt als Schlüsselwerk der US-amerikanischen Literatur. Der Roman wurde am 10. Dezember 1884 in Großbritannien und Kanada und am 18. Februar 1885 in den Vereinigten Staaten veröffentlicht.

Die Geschichte wird aus der Perspektive von Huck Finn erzählt, einem Jungen, der in seiner Zeit und seiner Umwelt verhaftet ist, sie aber auch in Frage stellt. Der Roman liefert eine detailreiche Beschreibung der Menschen und Orte an den Ufern des Mississippi und gibt ernüchternde und bissige Einblicke in die fest verwurzelten Verhaltensweisen dieser Zeit, insbesondere den Rassismus und die Sklaverei.

Nachdem Huck Finn mit seinem Freund Tom Sawyer einen Schatz gehoben hat, ist er wohlhabend und wohnt bei der Witwe Douglas und Miss Watson, die ihn streng erzieht. Huck sehnt sich nach seinem früheren unbeschwerten Leben. Als er mitbekommt, dass sein geldgieriger und gewalttätiger Vater in der Stadt erscheint, um sich Hucks Geld unter den Nagel zu reißen, verkauft er sein Vermögen an Richter Thatcher. Kurz darauf wird er von seinem Vater gefangen genommen, kann jedoch fliehen und stößt auf Jim, einen Haussklaven. Die Beziehung zwischen Huck und Jim vertieft sich mit der Zeit zur Freundschaft, in der die unterschiedlichen Hautfarben keine Rolle mehr spielen. Das Buch ist eine scharfe Kritik an der Sklaverei und dem Rassismus, die in der Zeit vor dem Bürgerkrieg herrschten und hat viele Leser dazu angeregt, über die Ungerechtigkeit und die Grausamkeit des Systems nachzudenken und sich für die Rechte und die Würde aller Menschen einzusetzen.

Mir persönlich haben die Abenteuer von Huck Finn nicht sosehr gefallen. Obwohl das Buch seine Stärken hat, scheint es dennoch aus der Zeit gefallen zu sein. Die einzelnen Geschichten bieten kaum Spannung.

Das Buch beinhaltet das N-Wort, welches für PoC diskriminierend und beleidigend sein könnte.